Polen gehört zu den wichtigsten Handelspartnern für Deutschland und hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten stark weiterentwickelt. Bei vielen Wirtschaftsindikatoren liegt die Bundesrepublik jedoch vor dem östlichen Nachbarn – etwa beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, dass hier mit rund 43.000 Euro zweieinhalb Mal so hoch ist wie in Polen. Dies lässt sich vor allem durch die größere Wirtschaftsleistung, eine höhere Produktivität und stärkere Industrie erklären. Datenbasis ist der World Economic Outlook des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Die Verbraucherpreise sind 2024 in Deutschland um 1,2 Prozentpunkte weniger stark gestiegen als in Polen. Dies lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen. Zum einen ist die polnische Wirtschaft in der letzten Zeit dynamischer gewachsen, was zu einer stärkeren Binnennachfrage und damit zu höheren Preisen geführt hat. Zum anderen spielen Unterschiede in der Berechnung der Inflation eine Rolle: In Polen sind Lebensmittel und Energie ein größerer Teil des Warenkorbs, wodurch Preisschwankungen dort stärker zum Tragen kommen. Zudem hat die polnische Zentralbank später und zögerlicher auf die Inflation reagiert als die Europäische Zentralbank, was die Preisentwicklung zusätzlich beeinflusst hat.
Bei der Arbeitslosenquote und der Entwicklung der Warenexporte steht dagegen Polen besser da als Deutschland. Die höhere Arbeitslosigkeit in Deutschland könnte dabei auf strukturelle Unterschiede in den Arbeitsmärkten zurückzuführen sein: So sind Melde- und Unterstützungsstrukturen in Deutschland umfassender, wodurch mehr Menschen als arbeitslos erfasst werden, etwa auch solche in Weiterbildungsmaßnahmen oder mit kurzfristiger Arbeitslosigkeit.
Während die Warenexporte aus Deutschland 2024 gegenüber dem Vorjahr leicht geschrumpft sind, sind sie in Polen um 1,2 Prozent gestiegen. Der Rückgang der deutschen Exporte ist laut IWF vor allem auf die schwächere Nachfrage aus wichtigen Absatzmärkten wie China und den USA sowie auf globale wirtschaftliche Unsicherheiten zurückzuführen. Zusätzlich belasten hohe Energiepreise und geopolitische Spannungen die exportorientierte deutsche Industrie. Polen hingegen konnte seine Exporte um 1,2 Prozent steigern – unter anderem durch eine stärkere Ausrichtung auf europäische Märkte, wachsende Investitionen in die Produktion sowie eine zunehmende Rolle als Fertigungsstandort in internationalen Lieferketten.